Zum (Nach)lesen finden Sie hier Gedanken zum Sonntag und ein Segensgebet.
Am ersten Sonntag im Monat findet um 9 Uhr in Borken und am dritten Sonntag im Monat um 11 Uhr in Homberg ein Kindergottesdienst statt.
Die Lesungstexte der Sonn- und Wochentage finden Sie unter:
Jesus regelt die „Grauzonen“
Sogar ausgeklügelte gesetzliche Regelungen weisen Grauzonen auf. Die Thora, das jüdische Gesetz, das Gott seinem Volk auf dem Sinai verliehen hat, erfuhr im Laufe der Zeit viele Interpretationen und Wege, es zu umgehen. Jesus will das alte Gesetz nicht aufheben, sondern "erfüllen" und so schon von der persönlichen Einstellung zum Gesetz Grauzonen verhindern.
Grauzonen des alten Gesetzes
Das
heutige Evangelium stammt aus der sogenannten Bergpredigt Jesu. Seine
erste große Rede hält er auf einem Berg. Das ist kein Zufall, sondern
spielt auf den Berg Sinai an, wo Gott dem Volk durch Mose die Zehn
Gebote übergeben hat.
Das Verhältnis der Lehre Jesu zur Thora,
der Weisung Gottes, war damals heftig umstritten. Die einen waren
fasziniert und sagten: Er lehrt mit Vollmacht, nicht wie die
Schriftgelehrten, andere lehnten seine Versuche, die erstarrte Religion
zu beleben ab, weil sie fürchteten, dass von Jesus ihre bisherige Praxis
in Frage gestellt wird. Jesus deklariert sich: Er ist gekommen, um die
Lehre des Mose und der Propheten zu erfüllen, nicht um sie aufzuheben.
Erfüllen, das bedeutet vollmachen, was leer geworden ist. Regeln und
Anweisungen neu mit Sinn zu erfüllen, zu beleben. Jesus wollte sein Volk
zu Jahwe zurückführen, ihn als den Nahen, Gütigen erfahrbar machen, die
Religion erneuern. Er wollte keine neue Religion gründen, geschweige
denn, eine Kirche stiften.
Klärung
Und dann kommen
Beispiele, die zeigen, wie Jesus das meint: Im Himmelreich geht es nicht
nur darum, die großen Verbrechen, wie Mord, Ehebruch, Hass oder Meineid
nicht zu begehen. Im Himmelreich geht es darum, zu erkennen, welche
Gefühle und Haltungen, welches Begehren die Ursachen sind bzw. ist, die
zu schweren moralischen Verfehlungen führen. Schon gegen Zorn, die
beleidigende Herabwürdigung von Menschen, die ungezügelte sexuelle
Begierde und den schlampigen Umgang mit der Wahrheit muss angegangen
werden. Jesus möchte, dass wir uns mit unseren negativen Gefühlen,
Gedanken und Ansichten auseinandersetzen, um sie in den Griff zu
bekommen. Er weiß, dass aus negativen Gefühlen und Gedanken böse Worte
werden können und aus diesen dann böse Taten.
Genau das möchte
er unterbinden. Deshalb stellt sich Jesus mit der Formulierung: Ich aber
sage euch, - sie werden auch Antithesen in der Tradition genannt -
nicht gegen das Gesetz des Mose, nicht gegen die Zehn Gebote, sondern
macht bewusst, dass Untaten eine Vorgeschichte haben, die es in den
Blick zu nehmen gilt. Das versteht er unter der Erfüllung des Gesetzes.
Regeln für Grauzonen
Ich
denke dieser Text ist heute von enormer Bedeutung. Man hört ja bei den
großen Themen von Korruption über Vorteilsannahme bis hin zu
Postenbesetzungen und Mittelverteilung in Wirtschaft und Politik immer
wieder den Satz: „Ja, die Optik ist leider sehr schief, es ist nicht
optimal gelaufen, aber rechtlich ist alles in Ordnung. Wir haben uns
nichts zuschulden kommen lassen.“ Es gibt im rechtskonformen Verhalten
aber immer wieder und immer noch Grauzonen und Spielräume, die nicht
geregelt sind. Und es gibt Menschen, die diese Grauzonen zum
persönlichen Vorteil bis an die Grenzen des Erträglichen skrupellos
ausreizen. Rechtlich gedeckt zu sein, glauben sie, das genügt.
Aber all jene, die dann empört oder entsetzt aufschreien spüren, dass in
diesen Grauzonen ebenfalls, Regeln gelten, auch wenn es Ungeschriebene
sind. Anständigkeit, Redlichkeit, Vertrauen, Verlässlichkeit und
Rücksichtnahme sind Spielregeln, die diese Grauzonen prägen und auch
jenseits gesetzlicher Grenzen eingehalten werden müssen. Zum Wohle
aller. Genau das meint Jesus, wenn er mit seiner Autorität als
Wanderrabbi fordert, dass das menschliche Zusammenleben von der
Vergiftung durch das unbekümmerte Ausleben aggressiver Emotionen oder
egoistischer Begierden gereinigt werden soll und muss. Auch mit der
Wahrheit müssen wir eindeutig und authentisch umgehen, damit Vertrauen
entsteht und Verlässlichkeit erhalten bleibt.
Wir sind
eingeladen uns auf diese Thematik einzulassen und unser eigenes Leben in
dieser Hinsicht zu reflektieren. Wie gehen wir mit unseren destruktiven
und egoistischen Impulsen um, obwohl wir, was das Recht betrifft, kein
Fehlverhalten gezeigt haben. Auf andere zu zeigen und zu meinen, die
sollten sich darum kümmern, hilft nicht weiter.
Aber wenn es uns
persönlich gelingt, in der Familie, am Arbeitsplatz oder in der
Nachbarschaft im Sinne der Forderungen Jesu zu leben, könnte das
Christentum etwas von jener Strahlkraft zurückbekommen, die damals die
Menschen bei Jesus wahrgenommen haben und die sie so fasziniert hat,
dass sie ihm in Scharen nachgelaufen sind.
© Dorothea Schwarzbauer-Haupt, Diözese Linz.
Herr, Jesus Christus,
die Botschaft, die wir heute von dir gehört haben,
fordert viel von uns.
Ja, wir denken, sie überfordert uns geradezu.
Gerne verstecken wir uns hinter einem J-EIN.
Schenke du uns Einsicht, Kraft und Segen,
damit wir dir folgen können.
Mache unser Ja zu einem klaren Ja –
im Denken und im Handeln.
Bleibe du mit dem Vater und der Kraft des Hl. Geistes,
mit uns auf dem Weg,
damit sich erfüllen kann,
was du uns zugesagt hast. -
So segne uns Gott,
Vater, Sohn und Heiliger Geist.
Amen.
© Christus Epheta, Homberg (Efze) - Christkönig, Borken (Hessen)