Auf dieser Seite finden Sie Gedanken zum Sonntag oder eine ausformulierte Predigt sowie ein Segensgebet.

Die Predigten hier können in Form und Inhalt von den Predigten im Gottesdienst abweichen.


Am ersten Sonntag im Monat findet um 9 Uhr in Borken und am dritten Sonntag im Monat um 11 Uhr in Homberg ein Kindergottesdienst statt.


Die Lesungstexte der Sonn- und Wochentage finden Sie unter:

5. Sonntag im Jahreskreis

9. Februar 2025

Gedanken zum Sonntag

Wenn Sie mit dem Auto unterwegs wären -
würden Sie eine Person mitnehmen, die am Straßenrand steht und mitgenommen werden möchte?
Also eine Person, die man als „Anhalter“ oder „Anhalterin“ bezeichnet?

Oder hätten Sie Angst, eine fremde Person in ihr Auto einsteigen zu lassen?

Wenn sie jemanden mitnähmen, warum?

Und wenn sie jemanden nicht mitnähmen, warum?


Und umgekehrt? Würden Sie zu einer fremden Person in das Auto steigen?


In einer solchen Situation:

Wer braucht eigentlich mehr Mut?

Die Person, die jemanden mitnimmt,
oder die Person, die sich mitnehmen lässt?

Ich kenne Menschen, die sind als Anhalter*in unterwegs und ich bewundere ihren Mut.

Und umgekehrt habe auch ich fremde Menschen mitgenommen, die mich angesprochen haben und um Mitnahme baten.

Wie auch immer, so eine Begegnung kann spannend werden.


Heute im Evangelium hören wir von einem,
der mitgenommen werden möchte,
der sich selbst in ein fremdes Boot einlädt und einsteigt.

Jesus steigt in das Boot des Simon und lehrt das Volk vom Boot aus.

Doch damit nicht genug:

Jesus bittet er Simon, er möge doch hinausfahren
und die Netze auswerfen.


Diese Bitte ist gegen jede Erfahrung der Fischerei.

Kein sachlicher und fachlicher Grund spricht dafür,
am Tag die Netze auszuwerfen, weil die Fische abtauchen.
An der Wasseroberfläche ist es ihnen zu warm.

Außerdem liegt der Arbeitstag, die Arbeitszeit,
bereits hinter ihnen. Sie haben jetzt Feierabend.

Aber Petrus und die anderen lassen sich drauf ein und erleben die Überraschung ihres Lebens.

Sie fangen so viel, dass sie Hilfe brauchen.

Die Netze drohen zu zerreißen,
aber am Ende können Sie den Fang retten.


Das Evangelium ist eine Berufungsgeschichte.

Jesus beruft die ersten Jünger: Simon Petrus, Andreas, Jakobus und Johannes.

Dazu steigt Jesus in das Boot derer ein,
die er berufen will.

Jesus steigt – so deute ich das mal –
in das Leben derer ein, die er berufen will.

Und wer diesen Jesus – so wie Petrus und die anderen – in sein Leben „einsteigen“ lässt, wer ihm Raum gibt,
wer sich auf ihn einlässt, der kann etwas erleben.

Für den ändert sich das Leben.

Wann ist Jesus in Ihr Lebensboot eingestiegen?

Oder war er von Kindesbeinen an einfach dabei?

Manche Menschen kommen als Kind, als Jugendlicher, als Erwachsener mit Gott in Berührung.


Sie lassen sich auf Gott ein, sie lassen Jesus in ihr Leben „einsteigen“.

Sie lassen sich auf den Ruf ein und nicht immer ist am Anfang klar, wohin dieser Ruf, dieser Weg, diese Gemeinschaft führt.

Das Evangelium sagt mir, dass sie in die Fülle führt.

Die Bibeltexte heute sprechen alle von der Berufung.

Von einer Berufung und von den Zweifeln derer,
die berufen werden.


Bei Jesaja in der ersten Lesung ist davon die Rede,
dass er sich selbst beschreibt. Er sagt von sich, dass er „ein Mann unreiner Lippen…“ sei. Damit drückt er aus, dass er nicht als Prophet wirken könne.

Und: er ist gefangen in den unguten Strukturen, denn er lebt mitten in einem Volk von Menschen, mit „unreinen Lippen.“

Aber am Ende sieht er ein, dass er es wagen darf. Er sagt: Hier bin ich, sende mich.


Paulus reflektiert über sich, sein Wirken, sein Leben.

Er denkt an die Zeit, in der er die Christen verfolgt hat.

Nun sagt er von sich, dass er es nicht wert sei,
„Apostel“ genannt zu werden.

Später wird er durch die Lande ziehen und „Völkerapostel“ genannt werden.

Und eben Petrus und die andern Jünger,
die Jesus am See Genezareth beruft.


Petrus sagt: „Geh weg von mir, denn ich bin ein sündiger Mensch, Herr.“

Auch er wehrt sich – mit dem Verweis auf seine Vergangenheit und sein Leben – gegen die Berufung.

Sie alle, Jesaja, Paulus und Petrus haben etwas gemeinsam. Sie sehen sich als unwürdig ihrer Berufung.

Sie sehen auf ihre Vergangenheit, ihr Leben, ihr Tun und schämen sich dessen, was sie getan haben.

Aber all da ist Gott, der beruft, egal.


Gott weiß um die Vergangenheit, aber Gott legt Jesaja, Paulus, Petrus nicht auf ihre Vergangenheit fest.

Gott legt uns nicht auf unsere Vergangenheit fest.

Damals nicht, heute nicht.


Er will vielmehr in unser Leben einsteigen, in unserem Lebensboot mitfahren.

Er wird uns manchmal herausfordern, uns zu ungewohnten und ungewöhnlichen Dingen bitten,
und der wird uns am Ende die Fülle schenken, so viel, dass wir es nicht fassen können, so, wie die Jünger eben auch ihre Netze kaum an Land ziehen konnten.


Die Gemeinschaft hilft am Ende.

Das Evangelium bzw. alle Texte heute sagen mir:
lass dich von Gott rufen. Lass Jesus in dein „Lebensboot“.

Lass dich ein auf das Abenteuer, das Gott mit vorhat.



Peter Göb